Die Matrix der Stadt ist ein strenges hexagonales Raster, das einen wirtschaftlichen Verkehrsfluss erlaubt und eine schnelle, flexible und dezentrale Daten- und Energieversorgung. Das Raster definiert aber nicht, wie unsere heutigen Verkehrsachsen dies tun, unsere Wege und Begegnungen, die Entwicklung des Lebensraums und der Architektur. Die Matrix erlaubt eine unabhängige und interaktive Verbindung zwischen zwei sehr verschiedenen und autarken Prinzipien: der individuellen menschlichen Kreativität und der seriellen wirtschaftlichen Norm.
Nénuvar atmet, verdaut und produziert mit einem klaren Gedanken, der Europa weiter erfolgreich machen kann und der die Kreativität und Leistung jedes Einzelnen von der Masse absetzt: mit der Vorstellung von der annähernden Reibungslosigkeit.
Keiner der Menschen dort würde auf die Idee kommen, diese auf sich selbst zu beziehen – auf die eigenen Begegnungen, auf die Gedanken, den Sex oder ihre Kinder. Die Reibungslosigkeit ist der Faktor, der aus einer Produktion einen Erfolg macht. Sie meint die Geschwindigkeit und die hochprozentige Fehlerfreiheit. Sie bezieht sich auf die Maschinerie und die Kommunikation darin. Renée und Dana haben den Auftrag für die Umsetzung der Stadt erhalten, weil sie als Einzige die Reibungslosigkeit von dem fruchtbaren Chaos getrennt haben.
Der Schlüsselgedanke zum Roman Nénuvar beruht auf einer Gestaltungsmethode:
In der Natur werden bei der Entwicklung von Formen diejenigen Eigenschaften gestärkt, die auf eine optimale Weise mit ihrer Umwelt korrelieren und die zum Vorteil eines Lebewesens die größte Wirkung zeigen. Diese Eigenschaften bestimmen maßgeblich die Form eines Lebewesens. Beispielsweise sind die Körper von Geparden sehr konzentriert auf seine Geschwindigkeit ausgerichtet. Oder der Mensch: Er hat sich als ein extremer Denker und Handwerker entwickelt, der ohne seine Werkzeuge vielen vergleichbaren Arten in der Geschwindigkeit, der Kraft und der Wahrnehmung weit unterlegen wäre. Und ebenso basiert die Stadt Nénuvar auf diesem simplen Rezept: Sie trennt zwei unterschiedliche Bewegungsformen – die organische und die motorisierte, digitalisierte – in zwei Ebenen, genauso wie sich in der Natur zwei Arten von einem bestimmten Punkt an unabhängig voneinander entwickeln würden. In der Stadt wollen die Menschen in ihrer organischen Fortbewegung interagieren und vielleicht überrascht werden, und die motorisierten Vehikel eben nicht. Die Menschen, mit ihren Ideen und Vorstellungen, wollen sich auf der Stadtoberfläche ständig verändern, während der Verkehr in seiner Form nur den gleichbleibenden Regeln der Physik, und damit einer Wirtschaftlichkeit zu folgen hat. Getrennt voneinander können sich beide Formen auf ihre gegensätzliche Weise entwickeln.
Und auch die Figuren innerhalb der Geschichte folgen dieser Systematik:
Sie erkennen aneinander die ausgeprägtesten Eigenschaften, und sie formen ihre Beziehungen zueinander nach der wechselseitigen Nutzbarkeit dieser Eigenschaften, damit sie in ihrer speziellen Art wachsen können. Sie verlassen sich nicht auf Beziehungsformen, die nach traditionellem, gewohntem oder religiösem Denken eine Art ‘Vollständigkeit’ erwirken sollen – mit Haus, Kindern und Urlaub. Sie vertrauen diesen Beziehungen nicht und setzen statt dessen auf die spezialisierten, ‘imperfekten’ Formen, auf die sich sich konzentrieren können, in der Zeit, die sie für ihre Partner, Kinder und Freunde haben. Sie werden, wie wir heute alle in diesem Punkt, zu Gestaltern. Und in vielen Stunden genießen sie ihre Rollen, weil sie bemerken, dass die Eigenständigkeit, die zur Gestaltung gehört, erlernbar ist – wie ein System. Und dass sie eine Rolle für jedermann ist. Sie wollen sie instinktiv haben!
Die Spieler
Adán Zeldenthuis // Schauspieler, holl.-span.
Dana Vennett // Biotechnologin, Entwicklerin von Nénuvar, dt.
Renée Berger // Architektin, Planerin von Nénuvar, fr.
Mariann Terbond // Human Relation Manager, dt.